PROGRAMM
AULUS
RAPAX alias Kleptomanix
Nachdem
die ACTORES des Ohm-Gymnasiums - ILLIUS PRAECLARISSIMI GYMNASII, QUOD
NUNC CENTUM QUINQUAGINTA ANNOS FLORET - im letzten Jahr mit ihrem
Science-Fiction Spektakel UTOPIA Furore gemacht haben, präsentieren sie
beim diesjährigen Erlanger Schultheater-Festival (allerdings in völlig
neuer Zusammensetzung, es spielt kein „Utopianer“ mehr mit!) ein
weiteres lateinisches Theaterstück, die „Kriminaltragikomödie“
AULUS RAPAX. Dabei handelt es sich wiederum (fast) um eine „Welturaufführung“,
denn das Stück, das von Lupus Borussiae bereits 1980 mit einer 7. Klasse im
Musiksaal des Ohm-Gymnasiums (ur)aufgeführt wurde, ist um eine entscheidende
Szene erweitert und mit zusätzlichen „Schmankerln“ angereichert worden.
AULUS
RAPAX, alias Kleptomanix, wird von den Schülern der Klasse 8a
des Ohm-Gymnasiums aufgeführt, die alle zum ersten Mal auf der Bühne stehen.
Es handelt sich bei den ACTORES also um reine „Amateure“ und nicht etwa um
eine halb-professionelle, durch eine Reihe von Aufführungen bereits
zusammengeschweißte Schulspiel-Truppe.
Da
die 8. Klässler erst knapp zwei Jahre Latein (als zweite Fremdsprache)
„genossen“ haben, hält sich der Schwierigkeitsgrad von AULUS RAPAX,
alias Kleptomanix in Grenzen. Allerdings wird (mit Ausnahme des
PROLOGUS und der 2. Szene, in der der „OHMSCHE GENERATOR ZUR SUPPRESSION
TEMPORALER RESISTENZEN“ (= Zeitmaschine) zum Einsatz gelangt) durchweg
lateinisch gesprochen. Das erfordert von den Spielern eine sehr hohe Gedächtis-
und Konzentrationsleistung, denn wer seinen Text vergisst oder sonst irgendwie
unsicher wird, kann sich nicht durch geistesgegenwärtiges - vielleicht sogar
beklatschtes - Improvisieren aus der Affäre ziehen. Das gelingt, wenn überhaupt,
nur in der Muttersprache.
AULUS
RAPAX, alias Kleptomanix enthält jede Menge action und
auch mit gags wurde nicht gespart. So sollten „Noch-nicht-Lateiner“
ebenso wie „Nicht-mehr-Lateiner“ der Handlung amüsiert schmunzelnd folgen können.
Wer weiß, vielleicht verirrt sich sogar der eine oder andere überzeugte
„Anti-Lateiner“ in unser Stück - natürlich inkognito! Die hartnäckigen
Anhänger der „Alten Schule“, die schon UTOPIA nichts abgewinnen konnten,
werden wir auch dieses Mal kaum bekehren können. Aber auch hier gilt natürlich:
„SUUM CUIQUE“ ebenso wie „DE GUSTIBUS NON EST DISPUTANDUM“.
Zum
Schluss noch eine Warnung: AULUS RAPAX, alias Kleptomanix ist moralisch
betrachtet ein recht zweifelhaftes Stück! Nicht nur ist der Held ein
steckbrieflich gesuchter Obergauner. Nein, er „treibt“ es auch mit zwei
Freundinnen gleichzeitig. Und was das Schlimmste ist: er kommt mit heiler
Haut davon! Also fast so wie im richtigen Leben. Die Erklärung für soviel
Unmoral ist einfach: gegen ein durch FORTUNA herbeigeführtes Happy-End ist
selbst ein waschechter IMPERATOR ROMANUS machtlos.
AULUS
RAPAX, alias Kleptomanix: kurze Inhaltsangabe
I.
SZENE:
„PROLOGUS/CAPTATIO BENEVOLENTIAE“
2 Sprecher(innen) kündigen das Stück an und stellen die ACTORES vor.
II.
SZENE:
„DIE OHMSCHE ZEITMASCHINE“
Ein paar Schüler(innen) des Jahres 1983 verreisen mit dem von ihnen - als
Beitrag zum Wettbewerb „Jugend forscht“ - konstruierten „OHMSCHEN
GENERATOR ZUR SUPPRESSION TEMPORALER RESISTENZEN“ ins antike Rom. Das geht
allerdings nicht ganz ohne Pannen ab.
III.
SZENE:
„EIN ZWIELICHTIGER BESUCHER“
AULUS
RAPAX, ein Räuber und Dieb, inspiziert die Villa des römischen Multimillionärs
LUCIUS LUPUS in der Absicht, dort demnächst einzubrechen. Dabei stößt er auf
den Sklaven MORDAX, der ihn bald davonjagt.
IV.
SZENE:
„AULUS RAPAX BEI DER ARBEIT“
AULUS RAPAX überfällt LUCIUS LUPUS, der sich allein zu Hause aufhält und
beraubt ihn. Mit einem frechen „VENI VIDI VICI“ verabschiedet sich AULUS
RAPAX von seinem Opfer LUCIUS LUPUS, der verzweifelt die Hände ringt und „O
DIES ATER! O TEMPORA, O MORES!“ ausruft. (Oh
schwarzer Tag! Oh Zeiten, oh Sitten!)
V.
SZENE:
„TELEVISIO ROMANA I : HODIE“
Das Römische Fernsehen überträgt Nachrichten aus aller Welt. Da flattert eine
Sondermeldung auf den Tisch der Fernsehansagerin: AULUS RAPAX, der berüchtigte
Schwerverbrecher, hat wieder zugeschlagen! Er hat, wie wir bereits aus Szene
IV wissen, LUCIUS LUPUS um einen Millionenbetrag „erleichtert“. Der
Polizeipräsident von Rom (PRAETOR) gibt in bewährter "X-Y" Manier
weitere Einzelheiten bekannt. Es folgen weitere Fernsehbeiträge, die noch nicht
verraten werden.
VI.
SZENE:
„AULUS
RAPAX SUCHT UNTERSCHLUPF BEI SEINER FREUNDIN CLEOBULA“
CLEOBULA,
die gerade fernsieht und die Nachricht von dem geglückten Überfall ihres
Freundes AULUS RAPAX hört, ist keineswegs verwundert, als dieser bei ihr
auftaucht. Sie beschließen zu feiern und AULUS RAPAX lässt durch ANTONIUS,
CLEOBULAS Faktotum, weitere Freunde herbeiholen. (Wie sich herausstellt, hat er
nur zwei Freunde!). Es sind dies: ARGENTUMDONIDA, ein Geldabschneider und
ANTIPHILA, eine weitere Freundin und deshalb CLEOBULAS Nebenbuhlerin. Im Laufe
der Feier kommt es wegen des übermäßigen
Weingenusses nach anfänglicher Fröhlichkeit („GAUDEAMUS IGITUR ...“) bald
zu lautem Gegröhle. Außerdem geraten sich die beiden Freundinnen des AULUS
RAPAX in die Haare und beschimpfen sich unflätig. AULUS RAPAX, der beiden
versprochen hat, mit dem geraubten Geld eine Kreuzfahrt durch die Ägeis zu
machen, macht dabei eine recht klägliche Figur. Schließlich stürmt die durch
den Lärm alarmierte POLICIA ROMANA unter der Führung des PRAETOR herein und führt
den völlig überraschten AULUS RAPAX ab. CLEOBULA, die vermutet, dass AULUS
RAPAX das geraubte Geld bei ANTIPHILA versteckt hat, bemerkt hämisch: „SUUM
CUIQUE“ (= jedem das Seine), während ANTIPHILA das Geschehen traurig mit
„SIC TRANSIT GLORIA MUNDI“ (= so vergeht der Ruhm der Welt) kommentiert.
VII.
SZENE:
„AULUS RAPAX IM GEFÄNGNIS“
AULUS RAPAX, der von dem Gefängniswärter SPURIUS bewacht im CARCER
PUBLICUS einsitzt, bekommt Besuch von ANTIPHILA, die ihm einen „Fresskorb“
mitbringt. Dieser enthält einen speziell präparierten Brotlaib, den sie AULUS
RAPAX durch die Gitterstäbe hindurch in die Zelle reicht. SPURIUS kann nicht
mehr eingreifen: von ANTIPHILA bezirzt, hat er sich dazu hinreißen lassen „IN
OFFICIO“ (= im Dienst) einen Schluck - natürlich ebenfalls präparierten -
Weins zu trinken, wodurch er ins Land der Träume geschickt wird. AULUS RAPAX
kann also in aller Ruhe sich mit der im Brotaib versteckten „LIMA“ (=
Feile) durch die Gitterstäbe in die Freiheit sägen.
VIII.
SZENE:
„TELEVISIO ROMANA II: SPECTACULUM DIEI“
Das
Römische Fernsehen unterbricht sein Nachrichtenprogramm mit einer
Sondermeldung: AULUS RAPAX, der gestern ausgebrochene Schwerverbrecher, ist
wieder geschnappt worden. ANTIPHILA, seine Helfershelferin, ist allerdings immer
noch auf freiem Fuß. Die Gerichtsverhandlung, in der AULUS RAPAX abgeurteilt
werden soll, ist für den folgenden Tag angesetzt worden. Nach dieser
Unterbrechung wird das laufende Programm fortgesetzt.
IX.
SZENE:
„GERICHTSVERHANDLUNG“
Der Richter (IUDEX) ruft, nachdem er zunächst noch einmal die Schandtaten des
AULUS RAPAX aufgezählt hat, diverse Zeugen auf, die vom Gerichtsdiener, (MINISTER
IUDICII) jeweils herein- bzw. hinauskomplimentiert werden. Zum Schluss kommt es
zu dem unvermeidlichen Richterspruch: „AULE RAPAX, DAMNO TE AD BESTIAS!“
AULUS RAPAX soll also im CIRCUS MAXIMUS den wilden Tieren zum Fraß vorgeworfen
werden. Auch sein Flehen um Gnade („CLEMENTIA!“) und sein Aufschrei „SUMMUM
IUS, SUMMA INIURIA!“ (= das strengste Recht ist oft zugleich höchste
Ungerechtigkeit) fruchtet nichts, denn der Richter schneidet ihm barsch das Wort
ab: „ROMA LOCUTA, CAUSA FINITA!“ (= Rom hat gesprochen und damit ist die
Sache erledigt!) AULUS RAPAX, der nie um eine passende Sentenz verlegen ist, behält
das letzte Wort: „VENI, VIDI, SED VICTUS SUM.“
1)
DI SERVENT NOSTRUM
2) DI SERVENT NOSTRUM
IMPERATOREM
IMPERATOREN
OPTIMUM!
OPTIMUM!
DENT EI VICTORIAM,
VIVAT ET CRESCAT,
ETIAM GLORIAM,
SEMPERQUE FLOREAT!
UT NOBIS IMPERET,
GLORIA IN EXCELSIS,
IMPERA-A-TOR!
IMPERATORI!
Im
CIRCUS MAXIMUS gibt sich der IMPERATOR genüsslich (er nippt vom „Wein“ und
lässt sich Weintrauben reichen) dem blutigen Schauspiel hin. Doch der Kampf,
den AULUS RAPAX mit bloßen Händen mit der wilden persischen Löwin SOHEILA zu
bestehen hat, nimmt einen unerwarteten Ausgang.
Das
Stück endet mit einem fröhlichen Lied, das durchaus mitgesungen werden
kann !
1) GAUDEAMUS IGITUR,
2) GAUDEAMUS IGITUR,
FABULA NUNC FINITA!
LATINA NOS DELECTAT!
RAPACEM VOS SPECTAVISTIS,
NAM LINGUA EST MODERNA,
ALIOS ETIAM VIDISTIS,
QUAE MANET PERPETUA.
QUOS PLACUISSE SPERAMUS.
QUOD ERAT DEMONSTRANDUM!
FINIS